Neben (oder auch zusätzlich zu) allerlei Sodom und Gomorrha bietet Amsterdam eine lebendige Bierszene. Immer mehr Brauereien haben einen Taproom, wo frisches Bier getrunken und was Nahrhaftes gegessen werden kann. Tatsächlich gibt es in der Region zu viele Bars und Brauereien, um alle an einem Tag besuchen zu können. Für einen guten Überblick empfehlen wir die Karte, welche unser guter Freund und Reiseleiter zusammengestellt hat. Dieser Beitrag ist demnach keine komplette Liste, aber ein Bericht wie wir einen Samstag im April verbracht haben.
Brouwerij de Prael – deprael.nl
Niemand steht darauf von Fahrrädern über den Haufen gefahren zu werden oder über Mageninhalte der letzten Partynacht zu hüpfen. Es gibt aber eine verstecke Perle im touristischen Herzen Amsterdams, nur eine Gracht ausserhalb des Rotlichtviertels. De Prael gibt es schon lange und ist eine soziale Institution, die Angestellten haben alle eine «Vergangenheit» und erhalten hier eine Möglichkeit zu geregelter Arbeit. Leider hat jemand dabei auch eine Marketingperson angestellt und all die Biere sind nicht mehr nach holländischen Sänger – Typ «deine Oma hat die noch gehört» – benannt, sondern einfach Weizen oder Pale Ale. Die Biere sind immer noch gut gemacht, zurückhaltend und mit Balance. Das Weizen ist sehr lecker, was sogar Nicht-Weizen-Trinker eingestehen müssen. Das Restaurant bietet kleine Snacks und auch grössere Gerichte. Dazu sitzt man an museumsreifen Tischen in dieser ruhigen Oase mitten in all dem Wahnsinn der draussen vor sich geht.
De Bierkoning – bierkoning.nl
Quer durch die Stadt findet man diesen tollen Bottleshop. Hier haben wir ein New England Style IPA von de Prael gekauft, welches exklusiv für diesen Laden abgefüllt worden ist. Dazu die neusten Kreationen von Tommie Sjef, ein Blender aus Nordholland, der momentan ziemlich gehyped wird. Es gibt hier keine Zapfhähne oder ähnliches, aber ein kleiner Kühlschrank mit Flaschen und Büchsen zum über die Gasse mitnehmen. Nun braucht es nur noch eine bequeme Bank und man kann bei einem guten Bier die Wunder von Amsterdam bestaunen. Wir haben uns für Evil Twin, Beerbibliothek, Urban Chestnut und Magic Rock als Wegbier entschieden und den Laden wieder verlassen.
Oedipus – oedipus.com
Eine kurze Reise mit der Fähre vom Hauptbahnhof entfernt kommt man nach Noord Amsterdam (die Fähre ist gratis und nur für Fussgänger und Fahrradfahrer). Danach zu Fuss tiefer in ein Industriegebiet – man fühlt sich hier wie auf einer Insel, dabei ist die Gegend nur durch den Fluss t’Ij getrennt – und man landet bei Oedipus. Aussen ist alles durchschnittlich grau, innen schlägt einem ein Regenbogen voller Farben entgegen. Lebhafte Dekoration, mit Pflanzen und Gartenstühlen. Die Fenster sind gross, womit man fast das Gefühl kriegt draussen zu sitzen. Zahlreiche Biere werden hier gezapft und während sich Oedipus beim Alkoholgehalt zurücknimmt, halten sie es umso direkter bei den Namen, wie Vogelen und Mannenliefde, welche gleich unsere favorisierten Biere hier waren.
Rick Nelson von Oedipus hat uns im Vorfeld empfohlen unbedingt auch etwas zu essen, wir waren allerdings zu früh dran; die Küche öffnet erst um 17.00 Uhr. Zum Glück gibt’s in der Nähe einen «Whole-Foods»-ähnlichen Laden, wo man Essen kaufen und im Foodcourt verspeisen kann. Das Essen darf nicht zu Oedipus rüber genommen werden, weil es früher immer wieder Probleme mit den Abfällen gegeben hat. Trotz unserem Essens-Pech ist das ein wunderbarer Ort und sicher den Weg wert.